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Küstengeflüster / Wurster Nordseeküste
Feddersen Wierde – das Wurtendorf  
©Elnur/stock.adobe.com
Geschichte in der Region

Feddersen Wierde – das Wurtendorf  

Feddersen Wierde war ein frühgeschichtliches Wurtendorf an der Wurster Nordseeküste. Der damalige Siedlungsplatz liegt zwischen den heutigen Ortschaften Wremen und Mulsum. Vom ersten Jahrhundert vor Christus bis ins fünfte Jahrhundert wurde die Dorfwurt von Altsachsen bewohnt. Es wird davon ausgegangen, dass die damaligen Bewohner später nach England ausgewandert sind. Zwischen den Jahren 1954 und 1963 gab es umfangreiche archäologische Ausgrabungen. Erfahren Sie jetzt mehr darüber.  

Archäologische Ausgrabungen der Feddersen Wierde  

Die damalige Ausgrabung war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. So ist sie die erste und bisher einzige Dorfwurt, die an der südlichen Nordseeküste annähernd vollständig ausgegraben werden konnte. Außerdem gaben Rekonstruktionen wichtige Aufschlüsse über die Umwelt und wirtschaftlichen Verhältnisse der Feddersen Wierde. Die Grundlage dafür waren viele naturwissenschaftliche Untersuchungen an der Ausgrabungsstätte. Sie gelten heute als Meilensteine der interdisziplinären Siedlungsforschung des nordwestlichen Europas.  

Feddersen Wierde – das Wurtendorf  

Gut konservierte Fundstücke  

Im feuchten Boden der Marsch wurden konservierte Gegenstände aus organischen Materialien gefunden. So waren beispielsweise hölzerne Konstruktionen ebenso wie Werkzeuge oder Geräte aus Knochen und Geweihen sehr gut erhalten. Auch Überreste von Kleidung aus Leder oder Wolle waren in einem guten Zustand. Darüber hinaus konnten die Archäologen Objekte aus Metall, Keramik oder Stein sicherstellen. Untersuchungen der Fundstücke lieferten zahlreiche neue Erkenntnisse über das Siedlungsleben in der Zeit der Feddersen Wierde.  

Feddersen Wierde – das Wurtendorf  

©A.Hüser/Museum Burg Bederkesa

Dorfwurt – Feddersen Wierde  

Im ersten Jahrhundert nach Christus stieg der Meeresspiegel und zwang die Bewohner der Marsch dazu, ihren Wohnraum zu erhöhen. So waren sie vor den höheren Sturmfluten geschützt. Verwendet würde dafür Mist aus den Ställen und Kleie, ein Bestandteil des marschigen Bodens. Insgesamt siebenmal erhöhten die Siedler ihre Dorfwurt Feddersen Wierde. Durch die Verdichtung mit dem kleiigen Boden wurden die Fundstücke optimal konserviert und bleiben der Nachwelt erhalten.  

Herd im Zentrum des bäuerlichen Wirtschaftsbetriebes 

Das damalige Hauptgebäude der Feddersen Wierde bestand aus einem dreischiffigen Wohn-Stallhaus. Im Zentrum lag der Herd. Der Wirtschaftsraum besaß zwei Seiteneingänge, sodass er von außen erreichbar war. Den Abschluss des Gebäudes bildete der Stall. Dieser war in Viehboxen unterteilt, in denen je zwei Rinder Platz hatten. Je nach Betriebsgröße konnten 18 bis 30 Tiere untergebracht werden. Nebengebäude eines solchen bäuerlichen Wirtschaftsbetriebes war der Speicher. Dort wurden die Vorräte getrocknet und sicher vor Ungeziefer aufbewahrt.  

Handwerk auf der Feddersen Wierde  

Etwa im dritten Jahrhundert umfasste die Feddersen Wierde 26 Betriebe. Dazu kamen ein großes Hallenhaus ohne Stallteil, ein eingezäuntes Werkstattgebiet für Metallverarbeitung und diverse kleinere Häuser ohne Stallboxen. Die Lebensgrundlage der Bewohner der kleineren Häuser bildete die Ausübung eines Handwerks. Es konnten beispielsweise folgende handwerkliche Tätigkeiten nachgewiesen werden:  

  • Bearbeitung von Knochen 
  • Buntmetallguss 
  • Holzschnitzerei und Drechseln 
  • Schmieden von Eisen 
  • Spinnen und Weben 
  • Verarbeitung von Häuten 
  • Zimmermannshandwerk  

Handelbeziehungen der Feddersen Wierde 

Da das Wurtendorf bestimmte Rohstoffe zum Überleben brauchte, gab es Handelsbeziehungen. So wurden beispielsweise von der Geest Holz, Roheisen und Mahlsteine aus Granit beschafft. Auch römische Fundstücke gab es auf der Feddersen Wierde: Fibeln, Münzen und römische Keramik gehörten dazu. Sie geben allerdings nicht nur Aufschluss über die damaligen regionalen Handelsbeziehungen. Die Forscher gehen davon aus, dass die Bewohner des Wurtendorfes Kontakt zu den römischen Grenzprovinzen hatten. Demnach können die Funde ebenso als Soldzahlungen oder Ausrüstung eingestuft werden.  


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