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Küstengeflüster / Bremerhaven
Langlütjen I und II
© Aufwind-Luftbilder/stock.adobe.com
Viel Geschichte mitten in der Wesermündung

Langlütjen I und II

Wer den Blick bei gutem Wetter über die Wesermündung schweifen lässt, wird sie in nicht allzu weiter Ferne entdecken: die beiden Watt-Inseln Langlütjen I Und Langlütjen II. Sie gehören gebietstechnisch zur Wesermarsch, genauer zur Stadt Nordenham, und wurden im 19. Jahrhundert künstlich angelegt. Auf ihnen versteckt sich jede Menge Geschichte, bei der Bremerhaven eine entscheidende Rolle spielt. 

Tatsächlich befinden sich auf Langlütjen I und II noch heute Reste von preußischen und kaiserlichen Marine-Forts. Denn die Inseln wurden ursprünglich zum Schutz für die Bremer Häfen und mögliche Angriffe von See errichtet. Mit den heute nicht mehr existenten Weserforts Brinkamahof I und II vor Bremerhaven bildeten sie ein Festungsviereck. Vor allem der Deutsch-Dänische Krieg 1864 war ausschlaggebend für den Bau gewesen. 

Langlütjen I und II

Langlütjen: Nutzen im Krieg

Beide Inseln sind gemeinsam gerade mal 33.000 Quadratmeter groß. Sie trennen etwa zwei Kilometer Wattgebiet. Während Langlütjen I durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist, ist Langlütjen II gänzlich davon abgeschnitten. Letztere erreicht man nur mit einer beschwerlichen Wattwanderung oder per Boot. Langlütjen I wurde bereits nach dem ersten Weltkrieg demilitarisiert. Langlütjen II fand hingegen auch danach noch Verwendung. Im Zweiten Weltkrieg trug die Insel Flugabwehrgeschütze und Suchscheinwerfer. 

Aber damit noch nicht genug. Zwischen 1933 und 1934 war Langlütjen II ein „Schutzhaftlager“ der Sturmabteilung (SA). In der Wesermarsch berichtet man sich noch heute, dass die Schreie von Gefolterten bis ans Festland zu hören gewesen sein sollen. Wer sich damals unangemeldet der Insel näherte, wurde beschossen. So bürgerte sich schnell der Name „Teufelsinsel“ ein. Auch als „KZ unter dem Meer“ wurde sie betitelt. 

Langlütjen: Zukunftspläne verpufft

Während die Insel auf den ersten Blick unbebaut erscheint, zeigen besonders Luftaufnahmen, warum es zu dem Namen „KZ unter dem Meer“ kam. Erst von oben ist der tiefergelegene Bau erkennbar. Ein acht Meter tiefer Graben umgibt das Gewölbe. 

Seit 2008 sind beide Inseln im Übrigen in Privatbesitz. Die ursprünglichen Pläne des Besitzers beinhalteten eine Hotelanlage und eine Seilbahn, die beide Inseln mit dem Festland verbinden sollte. Daraus ist bis heute nichts geworden. Der Investor hat sich mittlerweile zurückgezogen. Wattwanderungen zur Insel Nummer II finden noch immer regelmäßig statt. Je nach Brutzeit darf die Insel dann sogar erkundet werden. Langlütjen I darf nicht betreten werden. 


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