Norddeutsche Hochzeitsbräuche
Wussten Sie eigentlich, dass es auch speziell norddeutsche Hochzeitsbräuche gibt? Blumenkinder, Brautstrauß und Hochzeitswalzer sind Programm bei fast jeder Traumhochzeit. Aber echte Küstenkinder haben noch mehr Traditionen in petto. Erfahren Sie jetzt mehr über ausdauernde Hochzeitsbitter, kreatives Kranzbinden und die schmackhafte Hadler Suppenhochzeit. (Lesezeit: etwa 7 Minuten)
Geld am Zylinder – die Hochzeitsbitter
Der Brauch der Hochzeitsbitter entstammt noch der Zeit, als die Braut eine Mitgift in die Ehe bringen musste. Der Brautvater zahlte also eine Geldsumme an den Bräutigam, damit dieser in Zukunft seine Tochter gut versorge. Dazu wurde zum Beispiel Geld durch Hochzeitsbitter eingesammelt. Ihre Aufgabe war es außerdem, die Einladungen an die Hochzeitsgäste zu überbringen. Für diesen verantwortungsvollen Auftrag schmissen sich die Hochzeitsbitter extra in Schale.
Norddeutsche Hochzeitsbräuche verlangen meist Trinkfestigkeit
Mit Frack und Zylinder ausstaffiert fuhren sie am Tag vor der Trauung auf bunt geschmückten Fahrrädern zu den geladenen Gästen. Die Einladung wurde in Form eines Gedichts vorgetragen (s. unten). Sagte der Gast zu, befestigte er ein buntes Band an einem mitgebrachten Wanderstock und überreichte eine Geldspende fürs Brautpaar. Das Geld wurde an die Zylinder gesteckt. Als Dank für ihre Mühe bekamen die Bittsteller in jedem Haus auf der Gästeliste einen Schnaps angeboten. Trinkfestigkeit war deshalb oberstes Einstellungskriterium!
Auch heute gibt es noch Hochzeitsbitter. Sogar über die Landesgrenzen hinaus. Je nach Kulturkreis übernehmen sie verschiedene Aufgaben. Viele Hochzeitsbitter sammeln heute nicht mehr für die Mitgift der Braut, sondern für einen glorreichen Junggesellenabschied.
Separaten Absatz einfügen:
Auszug aus einem preußischem Hochzeitsbitter-Gedicht:
„… Der Herr Bräutigam und die Jungfrau Braut,
die werden morgen schon getraut.
Auch hätte ich noch bald vergessen,
euch zu erinnern an Gabeln und Messern,
die muss ein jeder in der Tasche mit haben,
damit ihr euch könnet an Fleisch und Braten laben …“
Schutz vor bösen Geistern – das Kranzbinden
Das Kranzbinden ist ursprünglich ein Brauch für das junge Brautpaar und seinen Freundeskreis gewesen. Dazu trafen sich die Braut und ihre Freundinnen einige Tage vor der Hochzeit, um einen Brautkranz zu binden. Traditionell wurden Rosmarin, Myrte und Weißdorn in den Kranz geflochten. Sie galten als Schutz vor bösen Geistern. Schließlich sollte die Ehe unter einem guten Stern stehen. Auf der anschließenden Feier mit dem gesamten Freundeskreis wurde ausgelost, welche ledige Kranzbinderin wohl als Nächste den Bund der Ehe schließen würde.
Norddeutsche Hochzeitsbräuche machen kreativ
Mittlerweile hat sich der Brauch ein wenig gewandelt. Ein Blumenkranz für die Braut wird eher selten gebunden. Dafür bekommt das Brautpaar am Abend vor der Hochzeit einen Ehrenkranz vor das Haus gestellt. Meistens sind es die Nachbarn auf dem platten Land, die diesen Brauch pflegen und sich zusammentun. In der Garage nebenan zimmern sie ein Holzgerüst, schneiden Tannenzweige klein und basteln Papierblüten als Dekoration. Ein Schild in der Mitte kündigt den Anlass und die Namen des Brautpaares an. Nachdem der Ehrenkranz montiert ist, tragen die Nachbarn den zukünftigen Eheleuten noch ein Ständchen vor. Zur Belohnung gibt es auch hier Schnaps und Bier für das kreative Volk. Ehrenkränze werden in Norddeutschland auch zu anderen Hochzeitstagen und Jubiläen gebunden. Es gibt immer einen Grund zu feiern!
Liebe geht durch den Magen – mit der Hadler Suppenhochzeit
Ein weiterer traditioneller Brauch ist die Hadler Suppenhochzeit. Hier geht es vor allem um das, was zur Hochzeit aufgetischt wird. Die Hadler Hochzeitssuppe stammt aus dem Land Hadeln im Elbe-Weser-Dreieck. Einem sehr kleinen Ort mit neunhundert Einwohnern. Doch die Suppe ist berühmt! Sie besteht aus Rindfleisch, Sellerie, Porree, Mohrrüben und ein wenig Ingwer. Dazu kommen noch sogenannte „Balken“, plattdeutsch für „Bällchen“. Die Balken werden aus gemischtem Hackfleisch mit Butter, Semmelbröseln und Ei zu dicken Bällchen geformt. Dazu wird Reis serviert, manchmal mit Rosinen. Die Suppe wird über den Reis gegossen und erst dann verspeist.
Norddeutsche Hochzeitsbräuche schmecken gut
Früher wurde ein ganzer Ochse gekocht, um mehrere hundert Hochzeitsgäste sattzukriegen. Das Geschirr mussten die Gäste selbst mitbringen – das Hochzeitsbitter-Gedicht erinnert freundlich daran. Als Nachtisch gab es Trockenpflaumen mit Zimt. In manchen regionalen Lokalen kann die Hadler Hochzeitssuppe auch heute noch für Gruppen und feiernde Gesellschaften vorbestellt werden.
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