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Küstengeflüster / Freizeit & Kultur
Wer hat den Ostfriesennerz erfunden?
Unnützes Wissen an der Küste

Wer hat den Ostfriesennerz erfunden?

Schietwetter und Ostfriesennerz gehören zusammen wie Ebbe und Flut oder Pfützen und Papierschiffchen. Egal ob große oder kleine Küstenkinder – der Ostfriesennerz ist ein absoluter Dauerbrenner. Erfahren Sie jetzt, wer den gelben Regenmantel eigentlich erfunden hat.

Es war einmal ein Ostfriesennerz …

… so könnte die Geschichte von der beliebten gelben Regenjacke anfangen. Man schrieb das Jahr 1958 als Jan E. Ansteen Nielsson ein Unternehmen für Sportbekleidungeröffnete. Das Unternehmen hieß Jeantex und hatte seinen Sitz in der Kleinstadt Hörve in Dänemark.

Die bittere Wahrheit

Moment mal! In Dänemark? Ja, wir müssen Sie leider enttäuschen. Es war kein bärtiger Ostfriese mit Pfeife und Pudelmütze, der den klassischen Ostfriesennerz erfunden hat. Es war tatsächlich ein Däne. Nielsson hatte sich auf wetterfeste Kleidung spezialisiert. Seine Kundschaft bestand hauptsächlich aus Berufsseglern und Fahrradfahrern. So beschloss der Däne, eine Jacke auf den Markt zu bringen, die dauerhaft wasserdicht war. Das Ergebnis war eine gelbe Regenjacke, die es seit 1965 zu kaufen gibt und in Deutschland ein totaler Verkaufsschlager wurde. Damals hatte sie allerdings noch nicht ihren plakativen Namen.

Revolutionär: die Beschichtung 

Neuartig war am Ostfriesennerz die Beschichtung, die aus Viskose und synthetischem Kautschuk bestand. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nämlich überwiegend sogenannte Öljacken im Umlauf. Diese wurden aus geölter Baumwolle gefertigt. 1985 wurde die Beschichtung des Ostfriesennerzes noch einmal geändert. Seitdem handelte es sich um eine PVC-Beschichtung. Die Innenseite der Jacke ist entweder aus Viskose, Baumwolle oder Polyester gefertigt. Meist ist sie blau und manchmal sind maritime Symbole wie Anker oder Schiffe im Design zu sehen. Eine Kapuze und zwei große Seitentaschen sind außerdem typisch für den Ostfriesennerz.

Warum ist der Ostfriesennerz gelb?

Gelb war schon immer eine Signalfarbe auf hoher See. Außerdem macht Gelb bei tristem Regenwetter einfach gute Laune. Laut der Geschäftsführung von Jeantex war auch einmal die Farbe Orange im Gespräch. Doch da das Orange eher mit Arbeits- und Sicherheitskleidung in Verbindung gebracht wurde, setzte sich die Farbe nicht durch. Bis heute ist der Ostfriesennerz in Gelb bekannt. Einzige Veränderung: Das Unternehmen Jeantex ist in den 60er Jahren nach Hamburg gezogen.

Vielleicht war es nur ein Witz

Was der Ostfriese mit der dänischen Erfindung zu tun hat, dazu gibt es leider keine verlässlichen Quellen. Es wird vermutet, dass die gelbe Regenjacke oft in Zusammenhang mit Ostfriesenwitzen und Cartoons bildhaft zum Einsatz kam. Der „Nerz“ könnte eine Anspielung darauf sein, dass demOstfriesen die Jacke so viel wert ist wie anderen ein teurer Pelzmantel – schließlich leistet sie ihm bei Wind und Wetter treue Dienste.

Der Ostfriesennerz ist bis heute ein treuer Begleiter an der Nordseeküste, egal zu welcher Jahreszeit. Selbst in Dänemark heißt er heute østfriske mink.


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